Daimler Truck testet BZ-Lkw mit Flüssigwasserstoff
Seit dem vergangenem Jahr ist bereits ein Prototyp des Mercedes-Benz GenH2 Truck im intensiven Testeinsatz – sowohl auf der hauseigenen Teststrecke als auch auf öffentlichen Straßen. Die frühen Prototypen, in denen electrive.net bereits mitfahren konnte, verfügen noch über konventionelle Drucktanks für den Wasserstoff. Für die Funktionstests der Brennstoffzelle und des Zusammenspiels mit der Puffer-Batterie und dem E-Antrieb ist es nachrangig, wie der Wasserstoff an Bord gespeichert wird – in der Brennstoffzelle kommt er ohnehin gasförmig an. Mit dem weiteren Prototypen, der nun die Testflotte ergänzt, kann nun auch die Erprobung des Flüssigwasserstoff-Systems möglich. Während die Drucktanks bei BZ-Lkw meist hinter der Fahrerkabine gestapelt sind, reichen bei dem auf -253 Grad Celsius gekühlten LH2 zwei jeweils seitlich am Fahrgestell montierte 40-Kilo-Tanks – also in jenem Bauraum, in dem für gewöhnlich auch die Diesel-Tanks platziert sind. Wie Daimler Truck nun ankündigt, kommen diese Tanks ohne aktive Kühlung aus: Die „besonders gute Isolierung“ soll ausreichen, dass der Wasserstoff für eine ausreichend lange Zeit kalt genug bleibt. Der LH2 benötigt aber nicht nur besondere Tanks im Fahrzeug, sondern auch eine eigene Betankungs-Infrastruktur – die bisher auf Nutzfahrzeug ausgelegten Wasserstoff-Tankstellen (Druckbetankung mit 350bar) sind mit dem System nicht kompatibel. Daher wurde im Entwicklungs- und Versuchszentrum in Wörth gemeinsam mit Air Liquide eine eigene Prototypen-Tankstelle für Flüssigwasserstoff aufgebaut und laut der Daimler-Truck-Mitteilung bereits erfolgreich getestet. Der nächste Entwicklungsschritt bei der LH2-Tankstellen-Technologie steht im kommenden Jahr an: Dann soll eine Pilotstation für ein Tankverfahren eröffnet werden, welches Daimler Truck und Linde derzeit entwickeln: Die sogenannte „subcooled liquid hydrogen“-Technologie (sLH2) soll im Vergleich zu LH2 unter anderem eine noch höhere Speicherdichte und einfachere Betankung ermöglichen. Bei der Entwicklung wasserstoffbasierter Antriebe bevorzugt Daimler Truck den flüssigen Wasserstoff. Der Energieträger hat in diesem Aggregatzustand im Vergleich zu gasförmigem Wasserstoff eine deutlich höhere Energiedichte bezogen auf das Volumen. Dadurch kann mehr Wasserstoff transportiert werden, was die Reichweite deutlich erhöht und so eine vergleichbare Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs mit der eines konventionellen Diesel-Lkw ermöglicht. Entwicklungsziel des serienreifen GenH2 Truck ist eine Reichweite von bis zu 1.000 Kilometer und mehr. So wurde es bereits bei der Vorstellung des Konzeptfahrzeugs im September 2020 angekündigt. daimlertruck.com Quelle: www.electrive.net/2022/06/27/daimler-truck-testet-bz-lkw-mit-fluessigwasserstoff/ Autor: Sebastian Schaal